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Wie soll die Neckarsulmer Bäderlandschaft der Zukunft aussehen?

OB Steffen Hertwig: „Wilfenseebad bietet den größten Nutzen für die Stadt und die Bürger“

Die Stadt Neckarsulm und der Gemeinderat stehen vor einer der schwierigsten und weitreichendsten kommunalpolitischen Entscheidungen der jüngsten Zeit. Die Neckarsulmer Bäderlandschaft muss neu ausgerichtet werden. Ziel ist es, die Bäderlandschaft so zu ordnen, dass sie zukunftssicher ist, auf lange Sicht finanzierbar bleibt und ein Schwimm- und Bewegungsangebot für die Bürgerschaft ermöglicht. In diesem Rahmen steht jetzt die Zukunft des AQUAtoll Erlebnisbades erneut zur Diskussion. Nach Ostern entscheidet der Gemeinderat abschließend, ob das AQUAtoll Erlebnisbad mit Saunalandschaft komplett saniert und attraktiver gemacht werden soll. Die Komplettsanierung (Variante 1) ist eine von drei möglichen Handlungsoptionen.

Zur Diskussion steht auch die Option, das AQUAtoll für immer zu schließen und abzubrechen. In diesem Fall muss der Gemeinderat entscheiden, ob nur noch die Lehrschwimmbecken in Amorbach und Obereisesheim sowie das Ernst-Freyer-Bad als kommunale Bäderlandschaft (Variante 2) erhalten bleiben und saniert werden oder ob das AQUAtoll durch ein neues, reines Schwimmbad, das Wilfenseebad (Variante 3) ersetzt werden soll.

Steffen Hertwig: „Wir können uns die Komplettsanierung des AQUAtoll nicht leisten“  

„Die Komplettsanierung des AQUAtoll Erlebnisbades wäre mein Wunsch und mein Traumziel“, betont Oberbürgermeister Steffen Hertwig. „Rein emotional betrachtet würde ich dieses Projekt nach der vorliegenden Sanierungsplanung gerne mit Herzblut angehen. Dafür habe ich alles getan, ich bin sogar auf Sponsorensuche gegangen. Aber realistisch gesehen muss ich feststellen: Wir können uns die Komplettsanierung unter den veränderten Rahmenbedingungen nicht leisten. Andererseits kann ich mir nur die kommunale Bäderlandschaft als kleine Lösung auch nicht vorstellen. Daher halte ich nach reiflicher Überlegung die Kompromisslösung für sinnvoll: das Wilfenseebad“.

Gegen die große Lösung der Komplettsanierung sprechen aus Sicht des Oberbürgermeisters gewichtige Argumente. Als der Gemeinderat im Sommer 2018 für den Erhalt des AQUAtoll stimmte und die Verwaltung beauftragte, den Planungsbeschluss vorzubereiten, ging das Gremium von einem Gesamtinvestitionsaufwand von 23 Millionen Euro aus. Die technische und bauliche Bestandsanalyse im Jahr 2021 offenbarte dann technische Zwänge, die den ursprünglichen Sanierungszielen entgegenliefen. Schon zum damaligen Zeitpunkt schien der Baubeschluss zur Sanierung in Frage gestellt, so dass der Gemeinderat im Sommer 2021 zusätzlich eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gab. Um die möglichen Handlungsoptionen zu erweitern, wurde der Bau eines Bewegungs- beziehungsweise Lehrschwimmbeckens geprüft.

Hohe Investitionskosten und gleichbleibend hohe Folgekosten 

Im Zuge der weiteren Planung berechnete das beauftragte Planungsbüro auch die aktuellen Sanierungskosten. Nach derzeitigem Stand kann die Sanierung bis zu 37,5 Millionen Euro kosten. In diesem Betrag sind auch die erheblichen Nebenkosten enthalten. Außerdem schlagen die allgemein kräftig gestiegenen Baukosten sowie ein zusätzlicher Sanierungsaufwand zu Buche.

Im Zuge der Bestandsanalyse hat sich zudem gezeigt, dass sich das betriebswirtschaftliche Ergebnis des AQUAtoll Erlebnisbades durch die Sanierung nicht wesentlich verbessern wird. Die Stadt müsste auch nach der Komplettsanierung weiterhin einen hohen Verlust von 1,5 bis zwei Millionen Euro (ohne Abschreibungen) pro Jahr allein für das Erlebnisbad und die Sauna ausgleichen.   

„Sowohl die hohen Investitionskosten als auch die gleichbleibend hohen operativen Folgekosten würden den städtischen Haushalt mittel- bis langfristig überfordern“, stellt Steffen Hertwig fest. „Der Ergebnishaushalt ist ohnehin schon stark belastet und kann nur über den Rückgriff auf die Ergebnisrücklage ausgeglichen werden. Damit ist ein Teil der Finanzmittel auf Jahre gebunden und kann für Investitionen realistisch gesehen nicht verwendet werden. Wir tragen aber große Verantwortung für die Finanzen der Stadt.“ 

Neue Aufgabenschwerpunkte im Rahmen der kommunalen Pflichtaufgaben 

Darüber hinaus verweist OB Hertwig auf neue Aufgabenschwerpunkte, die in diesem Umfang bei der Sanierungsentscheidung 2018 noch nicht absehbar waren. „Den neuen Aufgaben in den Bereichen Bildung, Mobilität, Klimaschutz und Digitalisierung müssen wir uns dringend stellen. Das sind allesamt kommunale Pflichtaufgaben“, unterstreicht Steffen Hertwig. „Auch das wird viel Geld kosten. Unsere Infrastruktur muss auch noch in 20 Jahren finanzierbar sein. Ein gleichbleibend hohes Defizit im Bäderbereich können wir uns auf Dauer nicht leisten.“

Intensive Sponsorensuche blieb erfolglos

Um dem AQUAtoll eine Perspektive zu eröffnen, hat Steffen Hertwig versucht, einen privaten Investor oder Sponsor für den Erhalt des AQUAtoll zu gewinnen. „Ich habe nichts unversucht gelassen, um Unterstützer zu finden. In der Region und darüber hinaus gab es vielfältige Kontakte auf politischer wie auf unternehmerischer Ebene. Leider haben die Gespräche nicht zum erhofften Erfolg geführt.“  

Bislang war das AQUAtoll Erlebnisbad ein beliebter touristischer Anziehungspunkt für Besucher aus der gesamten Region. Das zeigt auch die Resonanz auf die Online-Petition für den Erhalt des AQUAtoll. „Den Anspruch, ein tolles Freizeitangebot für die gesamte Region zu machen, können wir aus eigener finanzieller Kraft nicht mehr aufrechterhalten. Jetzt gilt es, das Bäderangebot zu konzentrieren und speziell auf die Bedürfnisse der Neckarsulmer Bevölkerung zuzuschneiden. Genau das leistet das Wilfenseebad“, versichert Steffen Hertwig.

Wilfenseebad eröffnet neue Möglichkeiten

Aus Sicht des Oberbürgermeisters eröffnet das Wilfenseebad neue Möglichkeiten. Das neue Bad richtet sich an Neckarsulmer Schulen, Vereine, Familien und Freizeitgruppen. Damit bleibt neben dem AQUAtoll Sportbad und dem Ernst-Freyer-Bad ein weiteres Schwimm- und Sport- beziehungsweise Bewegungsangebot für alle Altersgruppen erhalten. Das war auch ausdrücklich Wunsch der Bürgerbegleitgruppe, die 2018 Statements und Empfehlungen zum AQUAtoll der Zukunft erarbeitet hatte. „Gesundheitsförderung, Fitness und Bewegung sind wichtige Funktionen, die sich die Neckarsulmer Bevölkerung wünscht“, so Steffen Hertwig. „Wenn wir diese Funktionen wegen der veränderten Rahmenbedingungen nicht mehr im AQUAtoll gewährleisten können, müssen wir diese an anderer Stelle und in konzentrierterer Form sicherstellen.“

Schon in der damaligen Diskussion hatte OB Hertwig auf die wichtigen Funktionen hingewiesen, die das AQUAtoll für das Gesundheitswohl der Bevölkerung erfülle und die „bei einem Wegfall zumindest teilweise an anderer Stelle ersetzt werden müssten“. „Die Aufgabe, die Gesundheit der Bürger zu fördern und zu erhalten, kann auch das neue Wilfenseebad erfüllen, wenn auch in kleinerem Maßstab als das AQUAtoll.“

Entlastung für das AQUAtoll Sportbad

Das Wilfenseebad böte auch den Vorteil, das AQUAtoll Sportbad zu entlasten. Weil das Sportbad hauptsächlich von Schulen und Vereinen genutzt wird, stehen für das öffentliche Schwimmen nur wenige Bahnen zur Verfügung. „Im Wilfenseebad könnten wir die Öffnungszeiten nachfrageorientiert steuern und den verschiedenen Nutzergruppen bestimmte Zeitfenster anbieten“, erläutert der Oberbürgermeister. „Damit würden im Sportbad mehr Bahnen für das öffentliche Schwimmen frei. Das AQUAtoll Sportbad könnte so ganz neue Besuchergruppen erschließen und sein Potenzial voll ausschöpfen.“

An welchem Standort und mit welchem Standard das Wilfenseebad errichtet werden könnte, wird im Zuge des Vergabeverfahrens geklärt, sofern sich der Gemeinderat für diese Variante entscheiden sollte. „Wie ein mögliches Wilfenseebad aussehen könnte, haben wir selbst in der Hand“, versichert Steffen Hertwig. „Auch das macht den Charme dieser Lösung aus.“

Steffen Hertwig räumt allerdings ein: „Ein neues Wilfenseebad wäre kein touristischer Anziehungspunkt mehr für Besucher aus der Region. Mit dem Wegfall des AQUAtoll würde die Stadt ein touristisches Alleinstellungsmerkmal verlieren. Aber wir gewinnen ein neues Bad, das speziell auf die Bedürfnisse der Bürger zugeschnitten ist. Wir müssen uns fragen: Was ist die beste Lösung für unsere Stadt; mit welcher Variante erzielen wir den größten Nutzen für die Bürger? Ich persönlich bin der Meinung: Das Wilfenseebad bietet den größten Nutzen für die Stadt und die Bürger.“

Öffentliche Sondersitzung des Gemeinderates am 8. März 

Die drei Handlungsoptionen mit allen Vor- und Nachteilen und den jeweiligen Konsequenzen liegen jetzt auf dem Tisch. In einer öffentlichen Sondersitzung am 8. März wird sich der Gemeinderat mit den verschiedenen Lösungsalternativen befassen und sich eine Meinung bilden. In einer Einwohnerinformationsveranstaltung am 29. März erhalten die Bürgerinnen und Bürger alle wichtigen Hintergrundinformationen. Die endgültige Entscheidung fällt dann in der öffentlichen Gemeinderatssitzung am 28. April. „Die Verwaltung hat den Entscheidungsprozess klar strukturiert und dem Gemeinderat alle wichtigen Aspekte und Konsequenzen verdeutlicht“, bestätigt Steffen Hertwig. „Der Gemeinderat hat jetzt die große Chance und Verpflichtung, eine zukunftsweisende Entscheidung zu treffen.“ (snp) 

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