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Gemeinderat diskutiert über Zukunft der Neckarsulmer Bäderlandschaft

Komplettsanierung des AQUAtoll ist eine von drei Handlungsoptionen

Der Gemeinderat der Stadt Neckarsulm beschäftigt sich derzeit intensiv mit der Zukunft der Neckarsulmer Bäderlandschaft. Inzwischen liegt die Planung für die Komplettsanierung des AQUAtoll vor. Zusätzlich hat der Gemeinderat eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, um den Bau eines Bewegungs- beziehungsweise Lehrschwimmbeckens als Alternative zu prüfen. Um eine abgewogene, zukunftssichere Entscheidung treffen zu können, wurden außerdem das Ernst-Freyer-Freibad und die Lehrschwimmbecken Amorbach und Obereisesheim in die Gesamtschau mit einbezogen. Damit liegen jetzt drei Handlungsoptionen auf dem Tisch, über die der Gemeinderat zu entscheiden hat. Je nachdem, für welche Lösung sich der Gemeinderat ausspricht, führt dies in der Konsequenz entweder zum Erhalt oder zum Abriss des AQUAtoll Erlebnisbades.

Die Diskussion konzentriert sich auf folgende Varianten: die Komplettsanierung des AQUAtoll, die kommunale Bäderlandschaft mit Sportbad, Freibad und Lehrschwimmbecken sowie das Wilfenseebad (Neubau eines Lehrschwimmbeckens mit Kinderbereich). Bei der zweiten und dritten Variante fallen Erlebnisbad und Saunawelt weg. Das Ernst-Freyer-Bad bleibt in allen drei Varianten erhalten und wird in jedem Fall mittelfristig saniert. Die zweite und dritte Variante bieten auch Raum, um mit den Nutzergruppen darüber ins Gespräch zu kommen, wie diese Varianten ausgestaltet werden können.

Variante 1: Komplettsanierung des AQUAtoll

Vorteile: Das Sanierungs- und Attraktivierungskonzept des beauftragten Planungsbüros BZM Architekten, Wiesbaden sieht vor, dass AQUAtoll als Bäder- und Freizeitbetrieb zu sanieren und neu zu gestalten. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf dem Technikbereich des Erlebnisbades sowie der Kuppelkonstruktion. Um das Bad attraktiver zu machen, ist unter anderem geplant, die Aufenthaltsqualität in der Badehalle erheblich zu steigern, die Becken umzunutzen und neu zu gestalten sowie ein neues Gastronomiekonzept umzusetzen. So könnte der Betrieb des Bades langfristig gesichert und die Attraktivität gesteigert werden.

Nachteile: Die Komplettsanierung verursacht hohe Investitionskosten von bis zu 37,5 Millionen Euro. Damit haben sich die Baukosten im Vergleich zur ursprünglichen Kostenschätzung von 23 Millionen Euro deutlich erhöht. Hier schlagen vor allem die allgemein gestiegenen Baukosten zu Buche. Zudem sind in der aktuellen Kostenberechnung die erheblichen Nebenkosten mit enthalten. Außerdem wurde ein zusätzlicher Sanierungsaufwand mit berücksichtigt. So müssen zum Beispiel die Badewasserfilter komplett erneuert werden. Kostensteigernd wirkt sich auch die Gesamtmaßnahme aus: Zwar wäre gemäß dem Ziel- und Maßnahmenkatalog die Sanierung in bestimmten Modulen möglich. Letztlich ist jedoch nur die Gesamtsanierung sinnvoll, weshalb auch die Gesamtkosten zu betrachten sind.

Das betriebswirtschaftliche Ergebnis des AQUAtoll Erlebnisbades wird sich durch die Sanierung nicht wesentlich verbessern. Die Stadt muss weiterhin einen hohen Verlust von 1,5 bis zwei Millionen Euro pro Jahr (ohne Abschreibungen) allein für das Erlebnisbad und die Sauna ausgleichen. Dies überfordert mittel- bis langfristig den ohnehin schon stark belasteten Ergebnishaushalt.

Schließlich muss das AQUAtoll Erlebnisbad wegen der Sanierung für die Dauer von zwei bis zweieinhalb Jahren geschlossen bleiben. Eine abschnittsweise Sanierung bei laufendem Betrieb ist anders als ursprünglich geplant nicht möglich.

Variante 2: Kommunale Bäderlandschaft

Vorteile: Das Lehrschwimmbecken in Amorbach wird für den weiteren Betrieb ertüchtigt. Das Lehrschwimmbecken in Obereisesheim könnte saniert und ertüchtigt werden. Dies haben der Ortschaftsrat Obereisesheim und Mitglieder des Gemeinderates mehrfach gefordert. Die Becken im Ernst-Freyer-Bad müssen zudem in jedem Fall mittelfristig saniert werden. In Edelstahl-Ausführung kostet die Sanierung rund fünf Millionen Euro.

Bei dieser dezentralen Lösung profitieren die Hauptzielgruppen der Grundschulen von kurzen Wegen. Die Vereine könnten damit ihre Jugend- und Vereinsarbeit stabilisieren.

Diese Handlungsoption ist sowohl hinsichtlich der Investitionskosten als auch der Folgekosten für die Unterhaltung die kostengünstigste Variante. Die Investitionskosten einschließlich Nebenkosten für die Ertüchtigung der Lehrschwimmbecken und die Sanierung des Ernst-Freyer-Bades betragen etwa 6,65 Millionen Euro. Hinzu kommen 2,4 Millionen Euro für den Abbruch des AQUAtoll. Die Folgekosten belaufen sich auf insgesamt rund 1,7 Millionen Euro im Jahr (ohne Abschreibungen).

Nachteile: Kleinere Anlagen wie Lehrschwimmbecken sind wegen der geringen Wassermenge deutlich anfälliger für Keime. Solche Anlagen sind auch betreuungsintensiver. Soll die Frequenz gesteigert werden, muss ein Bereitschaftsdienst eingerichtet werden, der bei Bedarf schnell eingreifen kann. Die Anlagen müssen ständig überwacht und betreut werden, damit es nicht zu längeren Ausfallzeiten kommt. Das erfordert entsprechend mehr Personal, verursacht weite Wege und zusätzlichen Verkehr.

Mit ihrer geringen Wasserfläche bieten die Lehrschwimmbecken begrenzte Kapazitäten. Das Becken in Amorbach ist unter der Woche bereits gut ausgelastet.

Für einen rein öffentlichen Betrieb, zum Beispiel für Familien, sind die Lehrschwimmbecken nicht geeignet. Die Becken befinden sich im Untergeschoss und bieten keine Aufenthaltsqualität.

Variante 3: Wilfenseebad

Vorteile: Das Wilfenseebad bietet einen Ersatz für das AQUAtoll und richtet sich speziell an Neckarsulmer Nutzer wie Schulen, Vereine, Familien und Freizeitgruppen. Neben dem AQUAtoll Sportbad und dem Ernst-Freyer-Bad erhalten Neckarsulmer Einwohnerinnen und Einwohner ein weiteres Schwimm- und Bewegungsangebot.

Der Ersatzneubau entlastet das Sportbad, das derzeit hauptsächlich von Schulen und Vereinen genutzt wird. Weil das Sportbad durch diese Nutzergruppen stark ausgelastet ist, stehen für das öffentliche Schwimmen nur wenige freie Bahnen zur Verfügung. Wenn Schulen und Vereine auch im Wilfenseebad schwimmen können, kann das Sportbad mehr Bahnen für das öffentliche Schwimmen anbieten, deutlich mehr Besucher gewinnen und neue Besuchergruppen erreichen. 

Im Wilfenseebad können die verschiedenen Schwimmangebote in festgelegten Zeitfenstern genauer auf die verschiedenen Bedarfe ausgerichtet werden, so dass sich die Zielgruppen im Wochenrhythmus besser verteilen. Am Wochenende und in den Ferien steht das Bad vorrangig Freizeitschwimmern und Familien offen.

Je nach Standort ist eine Anbindung an das AQUAtoll Sportbad möglich. Der genaue Standort und die Frage, wie das Wilfenseebad als mögliche Ersatzlösung konkret ausgestaltet werden soll, sind im Zuge eines Vergabeverfahrens zu klären. Dann können auch die Baukosten genauer beziffert werden.

Nachteile: Auch diese Ersatzlösung erfordert einen verhältnismäßig hohen einmaligen Investitionsaufwand von derzeit geschätzt mindestens 15 bis 18 Millionen Euro, abhängig von dem gewünschten Standard und zuzüglich der Abrisskosten für das AQUAtoll (2,4 Millionen). Die jährlichen operativen Folgekosten (Verlustausgleich) ab Inbetriebnahme sind jedoch deutlich geringer als im Falle der AQUAtoll-Komplettsanierung. Sie betragen für das Wilfenseebad etwa 700.000 Euro im Jahr.

Das Wilfenseebad richtet sich gezielt an die Neckarsulmer Bevölkerung und ist für regionale Besucher kein Anziehungspunkt. Damit verfügt die Stadt nicht mehr über ein touristisches Alleinstellungsmerkmal in der Region.

Was passiert mit den Lehrschwimmbecken in den einzelnen Varianten?

Die Lehrschwimmbecken in Amorbach und Obereisesheim sind Teil der „kommunalen Bäderlandschaft“ und könnten saniert beziehungsweise müssten ertüchtigt werden. Im Falle einer Komplettsanierung des AQUAtoll soll das Lehrschwimmbecken in Obereisesheim, das sich derzeit im Rohbauzustand befindet, entfallen. Das Lehrschwimmbecken in Amorbach soll perspektivisch außer Betrieb genommen werden. In gleicher Weise soll bei der Handlungsoption „Wilfenseebad“ mit den Lehrschwimmbecken verfahren werden. In diesem Falle würde das neue Bad die Funktionen der Lehrschwimmbecken übernehmen.

Soll die Sauna weiterbetrieben werden?

Im Falle der Komplettsanierung würde die Saunalandschaft mit saniert und bliebe am derzeitigen Standort erhalten. Bei den anderen beiden Varianten, also einem Abriss des AQUAtoll könnte ein separater Saunabereich neu entstehen. In jedem Fall gilt jedoch: Die Stadt sieht im Betrieb der Sauna keine städtische Aufgabe mehr. Sowohl eine komplett sanierte Saunalandschaft am bestehenden Standort als auch ein neu errichteter Saunabereich sollen von einem privaten Anbieter betrieben werden.

Ohne Sanierungsbeschluss wird das AQUAtoll geschlossen

Sollte der Gemeinderat die Sanierung nicht beschließen, wird das AQUAtoll kurzfristig und unwiderruflich binnen etwa zwei Monaten geschlossen. Ohne Sanierungsperspektive ist die nachhaltige Betriebssicherheit in punkto Brandschutz und Lüftungstechnik nicht mehr gegeben. Der Betrieb muss dann kurzfristig eingestellt werden.

Wie geht es weiter?

Dreh- und Angelpunkt ist die Frage, ob das AQUAtoll Erlebnisbad mit Saunalandschaft komplett saniert und attraktiver gemacht werden soll. Lautet die Entscheidung nein, beschließt der Gemeinderat in einem nächsten Schritt, ob ein Ersatz in Form des Wilfenseebades geschaffen oder nur noch die kommunale Bäderlandschaft erhalten bleiben und ertüchtigt werden soll. Entscheidet sich der Gemeinderat für das Wilfenseebad, nimmt das Verfahren den üblichen Gang. Die Stadträte entscheiden dann über den Planungsbeschluss, die Vergabe der Planungsleistungen und den Baubeschluss. Um das Vergabeverfahren vorzubereiten, muss ein Maßnahmenkatalog entworfen werden. Darin wird festgelegt, welcher Standort vorgesehen ist und wie das Wilfenseebad im Detail ausgestattet sein soll. In diesem Zuge werden dann auch die Baukosten berechnet.

In einer öffentlichen Sondersitzung am 8. März wird sich der Gemeinderat mit den verschiedenen Handlungsoptionen befassen. Um den Diskussionsprozess transparent zu gestalten und die Vor- und Nachteile der einzelnen Varianten öffentlich zu erläutern, findet eine Einwohnerinformationsveranstaltung am 29. März statt. Die endgültige Entscheidung fällt dann in der öffentlichen Gemeinderatssitzung am 28. April. Die Bürgerinnen und Bürger können sich schon jetzt im Internet über die verschiedenen Handlungsoptionen und deren jeweiligen Auswirkungen informieren. Unter www.baederlandschaft-neckarsulm.de hat die Stadt eine Projekt-Homepage eingerichtet. (snp)

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