FAQs zu den drei Handlungsvarianten

Im Rahmen der Einwohnerinformationsveranstaltung erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Stunde lang Gelegenheit, Fragen an die Fachleute auf dem Podium zu richten.
Alle Fragen, die im Zeitrahmen der Veranstaltung nicht geklärt werden konnten oder im Nachgang noch an den Infowänden in der Sporthalle der Ballei hinterlassen wurden, werden hier beantwortet:

Hinweise an den Stellwänden:

zu Variante 1:

  • Kann sich die Stadt Neckarsulm eine derartige Wertevernichtung leisten? Das ist Wegwerfmentalität der öffentlichen Hand!
    Diese  Frage bezieht sich offenbar  auf einen eventuellen Abriss des AQUAtoll Erlebnisbads mit Sauna. Der Komplettabriss ist eine Möglichkeit, falls der Gemeinderat die Komplettsanierung nicht beschließen sollte. Wir gehen aktuell aber nicht von einem Komplettabriss aus. Sollte sich der Gemeinderat gegen die Sanierung entscheiden, werden wir ein Interessenbekundungsverfahren für den Voll- oder Teilbetrieb durch einen externen privaten Betreiber starten. Auch werden wir in der vom Gemeinderat angeregten Ideenwerkstatt erörtern, inwieweit vorhandene Gebäudesubstanz sinnvoll anderweitig genutzt werden kann.

zu Variante 2:

  • Warum werden die Lernbecken Amorbach und Obereisesheim nicht aufgewertet und eventuell in den Ferien oder der schulfreien Zeit für die Öffentlichkeit geöffnet?Aktuell ist lediglich die Nutzung des Lehrschwimmbeckens in Amorbach möglich, da das Becken in Obereisesheim im Rohbauzustand ist. In der Handlungsvariante 2 ist vorgesehen, das Lehrschwimmbecken in Amorbach für den weiteren Betrieb zu ertüchtigen. In dieser Variante wäre zudem möglich, auch das Lehrschwimmbecken in Obereisesheim zu sanieren und zu ertüchtigen. Das Lehrschwimmbecken in Amorbach war vor Corona unter der Woche bereits voll ausgelastet. Sollte sich der Gemeinderat gegen die Sanierung des AQUAtoll entscheiden, wird im Zuge des weiteren Verfahrens zu klären sein, inwieweit dort auch an den Wochenenden und in den Ferien ein Kursbetrieb möglich ist. Für einen rein öffentlichen Betrieb, zum Beispiel für Familien, ist das Lehrschwimmbecken nicht geeignet. Das Becken befindet sich im Untergeschoss und bietet keine Aufenthaltsqualität.
  • Warum trägt eine Stadt wie Neckarsulm nicht eine Sauna, die ein Lebenselixier für alle Menschen ist, mit? Sauna = 1. Priorität auch für Kinder.
    Aus Sicht der Verwaltung und auch einer Mehrheit des Gemeinderats ist der Betrieb einer Sauna keine kommunale Aufgabe. Zudem kann die kommunale Kostenstruktur nicht mit der eines privaten Trägers Schritt halten. Auch wird in der Regel ein geringerer Eintrittspreis erwartet, gerade weil eine Kommune dahintersteht. Daher gilt es abzuwägen, ob die Stadt den Aufwand mit Ziel einer schwarzen Null oder einem geringen Plus betreibt, oder ob es einem privaten Betreiber überlassen werden sollte, das Angebot in Kooperation mit der Stadt zu erhalten. Dann wäre ein adäquates Angebot gesichert, ohne dass öffentliche Gelder herhalten müssten, um das wirtschaftliche Risiko zu tragen.  
  • Wilfenseebad: 4 Bahnen, 25 Meter und alle Gruppen: wie soll das gehen? Und mit Sonderwünschen! Kostet das am Ende genauso viel wie die Sanierung? Gibt es ein öffentliches Bad ohne Zuschüsse?
    Auch diese Ersatzlösung würde einen verhältnismäßig hohen einmaligen Investitionsaufwand von derzeit geschätzt mindestens 15 bis 18 Mio. € verursachen, abhängig von dem gewünschten Standard und zuzüglich der Abrisskosten für das AQUAtoll (2,4 Mio. €).
    Die jährlichen operativen Folgekosten (Verlustausgleich) ab Inbetriebnahme sind jedoch deutlich geringer als im Falle der AQUAtoll-Komplettsanierung. Sie betragen für das Wilfenseebad etwa 700.000 € im Jahr.          
    4x25m ist die kleinste Einheit, die für ein kleines Schwimmbad in Frage kommt. Das Wilfenseebad richtet sich speziell an Neckarsulmer Nutzer wie Schulen, Vereine, Familien und Freizeitgruppen. Neben dem AQUAtoll Sportbad und dem Ernst-Freyer-Bad erhalten Neckarsulmer Einwohnerinnen und Einwohner ein weiteres Schwimm- und Bewegungsangebot.
    Der Ersatzneubau entlastet das Sportbad, das derzeit hauptsächlich von Schulen und Vereinen genutzt wird. Weil das Sportbad durch diese Nutzergruppen stark ausgelastet ist, stehen für das öffentliche Schwimmen nur wenige freie Bahnen zur Verfügung. Wenn Schulen und Vereine auch im Wilfenseebad schwimmen können, kann das Sportbad mehr Bahnen für das öffentliche Schwimmen anbieten, deutlich mehr Besucher gewinnen und neue Besuchergruppen erreichen.
    Im Wilfenseebad können die verschiedenen Schwimmangebote in festgelegten Zeitfenstern genauer auf die verschiedenen Bedarfe ausgerichtet werden, so dass sich die Zielgruppen im Wochenrhythmus besser verteilen. Am Wochenende und in den Ferien steht das Bad vorrangig Freizeitschwimmern und Familien offen.
  • Warum soll eine so tolle Sauna-Landschaft nicht funktionieren? Hat Besucherschwund nicht besonders mit Öffnungszeiten zu tun? Es ist alles nicht zu glauben? Neckarsulm kennt seine Juwelen nicht? Wo sollen Ältere und Einzelne hin?
    Besucherschwund hat viele Ursachen. An den Öffnungszeiten des AQUAtoll liegt es jedenfalls nicht: Vor der Pandemie war die Sauna 13 Stunden täglich geöffnet. Die aktuell eingeschränkten Öffnungszeiten und die damit verbundenen geringeren Besucherzahlen sind für die Betrachtung nicht ausschlaggebend.
  • Ohne Sauna ziehen viele aus Neckarsulm ab. Die AQUAtoll-Sauna ist ein Traum, sie darf nicht abgerissen werden.
    Sofern das AQUAtoll nicht saniert werden sollte, ist es Ziel, einen privaten Sauna-Betreiber zu finden, der entweder Teile der jetzigen Sauna übernimmt und/oder eine neue Sauna errichtet.

zu Variante 3:

  • Wenn Wilfenseebad kommt, dann bitte ein Freibad, ganzjährig beheizbar (mit Dachöffnung): Freibad ist ja Sommersaison
  • Freibad, kein Wilfenseebad.
    Diese Idee muss im Rahmen der Ideenwerkstatt besprochen werden. Aktuell ist dies nicht angedacht, da auch ein Freibad einen gewissen Invest sowie eine entsprechende Kostenstruktur mit sich bringt.

Offene Fragen aus dem Live-Chat:

  • Neckarsulm braucht ein breit gefächertes Angebot, das regional ist und sich an viele Altersklassen richtet. Mit dem AQUAtoll würde dabei ein wichtiger Baustein verloren gehen. Das Erlebnisbad sowie die Sauna stellen breit gefächerte Angebote dar, die  überwiegend Besucher aus dem überregionalen Umkreis anziehen. Neckarsulmer nutzen die Angebote im AQUAtoll vergleichsweise sehr selten. Der Verlustausgleich sowie die laufenden Abschreibungen müssen aber allein von Neckarsulm getragen werden. Daher steht die Frage im Raum, ob es gerechtfertigt ist, weiter städtische Gelder in ein überregionales Freizeitangebot zu investieren, oder ob man sich nicht besser auf Maßnahmen konzentriert, die rein den Neckarsulmer Bürgern zugutekommen. Zu beachten ist zudem, dass Neckarsulm mit seinem Ernst-Freyer-Bad sowie dem großen Sportbad ein sehr gutes Angebot hat, das Kommunen vergleichbarer Größe sehr selten stemmen können.
  • War § 90 Abs. 2 Gemeindeordnung Baden-Württemberg zu Rücklagen, Rückstellungen für die Stadt nicht maßgebend? An was liegt es, dass kein Geld für die Sanierung da ist? Bei dieser Frage ist zu unterscheiden zwischen Rücklagen und Rückstellungen. Zu berücksichtigen sind auch die unterschiedlichen Arten der Rücklagen und wie damit nach den geänderten Vorgaben des neuen Haushaltsrechts (in Neckarsulm seit 01.01.2019) umzugehen ist. Ohne diese rechtliche Materie zu vertiefen, kann grundsätzlich festgehalten werden: Die Bildung von Rücklagen für einzelne öffentliche Einrichtungen ist nicht zielführend und wird daher von den Kommunen auch nicht praktiziert wird. Eine Kommune betreibt und unterhält eine Vielzahl an öffentlichen Einrichtungen, die nicht kostendeckend betrieben werden können. Dies bedeutet, dass hier keine Überschüsse bzw. nicht einmal die jährlichen Abschreibungen erwirtschaftet werden. Um diese Infrastruktur aufrecht zu erhalten, haben die Kommunen das Recht, die notwendigen Erträge über Steuern zu erzielen. Diese Steuern dienen zur Gesamtdeckung des Haushalts. Hat eine Kommune mehr Steuereinnahmen, dann kann sie sich mehr Einrichtungen für ihre Bürger leisten, als eine Kommune, die vom Finanzausgleich leben muss. Gehen die Steuereinnahmen zurück, wie es sich in Neckarsulm in den letzten vier bis fünf Jahren abzeichnete, muss die Kommune ihre Leistungen einschränken bzw. ihre Aufgaben priorisieren. Neckarsulm hat Rücklagen aus den steuerstarken Jahren angesammelt (Stand Ende 2022 voraussichtlich etwa 92 Millionen Euro), die aber in den nächsten Jahren zur Finanzierung der unterschiedlichsten Investitionen in die Infrastruktur der Stadt benötigt werden (z.B. Straßensanierungen, Klimaschutz ,Kita-Bau, Schulbau, Sporthallensanierung etc.). Teilweise handelt es sich dabei um bereits laufende Maßnahmen. Es scheint daher schwer verantwortbar, für Sanierung und Attraktivierung des AQUAtoll fast 40 Millionen Euro auszugeben, dazu jedes Jahr zwei Millionen Euro für den Betrieb. Denn das was wir jetzt entscheiden, muss auch in 20 oder 25 Jahren noch finanzierbar sein. Und das Gesamtpaket aus Investition und dauerhaftem jährlichen Defizit kann sich auch eine starke Stadt wie Neckarsulm nicht mehr leisten.
  • Warum verfolgt man nicht die Option, die Sauna zu erhalten und daneben ein normales Außen-Schwimmbecken zu bauen?   

Das würde in die Richtung eines zweiten Freibades gehen. Aktuell ist dies nicht angedacht, da auch ein Freibad einen gewissen Invest sowie eine entsprechende Kostenstruktur mit sich bringt (zum Thema Freibad und Sauna s. oben).

  • Eine weitere Frage beschäftigte sich mit der Möglichkeit einer alternativen Nutzung des AQUAtoll-Gebäudes (Palmengarten etc.)

Sollte sich der Gemeinderat gegen die Sanierung aussprechen, kann darüber im Rahmen der geplanten Ideenwerkstatt gesprochen werden.